Neugriechisch bilingual

Mehr Sprachen für alle!

Etwa ein Drittel der nachwachsenden Generation erwirbt die Landessprache Deutsch nicht als „Muttersprache". Die Verbesserung der sprachlichen Kompetenzen der Schüler/innen mit Migrationshintergrund ist eine große Herausforderung. Von ihnen hängt der schulische Erfolg beim Lernen in allen Fächern ab.

Wenn sich Fortschritte einstellen sollen, muss die natürliche Mehrsprachigkeit dieser Kinder und Jugendlichen durch zweisprachigen Unterricht aufgewertet werden. Zu den Schulen, die in NRW diesen Weg bereits mit Programmen wie Koala, bilingualen Lehrgängen, Muttersprachen anstelle einer 2. Fremdsprache bis zum Abitur in den Sekundarstufen begehen und damit große Erfolge für das Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung erzielen, gehört auch das Leibniz-Montessori-Gymnasium (LMG) in Düsseldorf.

 

Am 17.09.2014 führten die Bezirksregierung Arnsberg und der Landesintegrationsrat NRW in Dortmund eine Tagung zur Förderung der natürlichen Mehrsprachigkeit an den Schulen des Landes durch. Die Tagung sollte die Arbeit dieser Schulen öffentlich würdigen und ihnen die Möglichkeit zum landesweiten Austausch geben. Zugleich ging es darum, durch das Aufzeigen realistischer Beispiele aus der Praxis weitere Schulen zu motivieren, sich ebenfalls auf den Weg zu machen. 

Dabei haben wir das neugriechisch-bilinguale Modell des LMG, das seit Beginn der 80er Jahre besteht und daher als wegweisend gelten kann, unter anderen auch der Landesministerin für Schule und Weiterbildung Frau Sylvia Löhrmann vorgestellt. Im Rahmen dieses Modells wird Neugriechisch anstelle einer 2. Fremdsprache ab Klasse 6 bis zum Abitur angeboten. Der Neugriechisch-Unterricht, der bereits in Klasse 5 als HSU einsetzt, wird bis Klasse 9 durch neugriechisch-bilingualen Sachfachunterricht (jahrgangstufenabhängig Geschichte oder Politik) ergänzt. Für die EF und die Q1 gibt es das Zusatzangebot eines Nachmittagskurses zur Vorbereitung auf das Zertifikat Neugriechisch in den Kompetenzstufen B2 und C1 des GeR. Auf einer jährlich stattfindenden Studienfahrt nach Griechenland erhalten die Teilnehmer/innen des Zertifikatskurses bleibende landeskundliche Eindrücke.

Einen für uns sehr interessanten Vortrag zum Thema der Tagung hielt Frau Dr. Gerlind Belke von der Universität Dortmund. Demnach muss eine Schulsprachenpolitik und eine Sprachdidaktik entwickelt werden, die den Sprachunterricht in der jeweiligen Muttersprache, in der Landessprache Deutsch und in den traditionellen Fremdsprachen, insbesondere in der Weltsprache Englisch, in einem Gesamtkonzept zusammenführt, das die herkömmlichen Grenzen zwischen dem muttersprachlichen und fremdsprachlichen Unterricht überwindet und zwei Ziele im Blick hat: (1) die Umsetzung der „Gewährleistungspflicht“ des Staates gegenüber seinen Bürgern im Hinblick auf den schriftkulturellen Ausbau ihrer mitgebrachten sprachlichen Fähigkeiten und (2) die Nutzung der Mehrsprachigkeit als Ressource für eine Gesellschaft im Kontext eines zusammenwachsenden Europas und der Globalisierung. Integration sollte bedeuten, dass die Schule das Leben in vielen Sprachen und Kulturen fördert und nicht behindert.

Wir fühlten uns dadurch sowohl in der Überzeugung bestätigt, dass das LMG und dessen deutsch-griechischer bilingualer Zweig seit langem schon wertvolle Beiträge zu einem offenherzigen und konstruktiven Umgang mit Vielfalt leistet, als auch dazu ermutigt, uns mit Neugriechisch nicht nur als Herkunfts-, sondern auch als Begegnungssprache in die weitere Entwicklung unserer Schule einzubringen. Erste Erfahrungen damit haben wir schon vor ein paar Jahren im Rahmen einer Griechisch-AG für Schüler/innen ohne griechischen Migrationshintergrund gemacht.

 

Ioannis Kotoupas für die Fachschaft Neugriechisch